Statistiken

Hier haben wir für euch alle Unwettergebiete Österreichs und deren jeweils charakteristische Eigenschaften zusammengefasst. Auch findet ihr hier genauere Infos über das Auftreten einzelner Unwetterarten zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten sowie Extremwetterwerte aus Österreich.

Tornados

In Österreich gibt es rund sechs bis acht Tornados pro Jahr, mit einer doch relativ hohen Dunkelziffer an F0 Tornados kann man davon ausgehen, dass es eventuell sogar bis zu zehn Exemplare jährlich sind.

Die meisten Tornados sind nur schwach (also Kategorie F0 oder F1), alle ein bis zwei Jahre gibt es aber auch Fälle von F2 Tornados, alle fünf bis zehn Jahre tritt ein F3 auf.

Der heftigste Tornado der Klasse F4 bisher ereignete sich am 10. Juli 1916 in Wr. Neustadt – traurige Bilanz: 32 Tote, hunderte Verletzte.

Mit Abstand am meisten Tornados treten in der Südost-Steiermark auf, gefolgt vom westlichen Oberösterreich, dem Wiener Becken, westlichen Weinviertel bis zum Tullner Feld, dem Inntal, Südkärnten und der Bodenseeregion.

Hagelunwetter

In den Sommermonaten kommt es in Österreich häufig zu heftigen Gewittern mit Hagel als Begleiterscheinung. Dabei entstehen hierzulande nicht nur häufig an Autodächern und bei Fensterscheiben und Fassaden bei Häusern Schäden, auch für die Landwirtschaft und Vegetation bedeutet Hagelschlag meist großen Schaden.

Österreich liegt genau im geographischen Hagelepizentrum Europas -großer Hagel über 3 cm Durchmesser fällt meist aus sogenannten Superzellen. In Extremfällen können einzelne Hagelkörner auch bei uns in Österreich bis rund 8 cm Durchmesser, Hagelkonglomerate (Zusammenschluss mehrerer Schlossen) können im Extremfall auch über 10 cm erreichen.

Jährlich gibt es Dutzende Fälle, bei denen der Hagel 2 cm Durchmesser erreicht. Jedes Jahr kommen zudem etwa zehn Mal zerstörerische Hageldurchmesser von über 4 cm vor (diese Körner fallen praktisch nur aus Superzellen).

Allein im Jahr 2004 (Rekordjahr) betrug der gesamte durch Hagelschlag verursachte Schaden in Österreich weit über 20 Millionen Euro. Meist treten Hagelunwetter bei uns im Juni und Juli auf, im Sommer am ehesten zwischen 15 und 22 Uhr.

Sturm & Gewitterfallböen

Starker bis steifer Wind (6-7 Bft.) ist in Mitteleuropa ein recht häufiges Ereignis. Deshalb scheinen solche Ereignisse auch nicht in unserer Statistik auf. Interessant wird es ab stürmischem Wind (8 Bft.) sowie „orkanartigen Böen“ (> 103 km/h), entscheidend sind aber alle Ereignisse, bei denen Orkanböen (>117 km/h) auftreten.

Windspitzen über 117 km/h gibt es in Österreich vorwiegend im Zuge von Sturmtiefs, die vom Atlantik kommend über Nord- und Mitteleuropa ziehen. Die heftigsten nicht-konvektiven Sturmstärken wurden durch solche (durch ihre oft sehr rasche Vertiefung mit „rapid cyclogenesis“ bezeichneten) Randtiefs ausgelöst (man denke z.B. an „Lothar“ 1999).

Eine weitere Möglichkeit wie Sturm zustande kommen kann, ist durch eine massive Föhnlage, die präfrontal bei enger Isobarendrängung – Trog im Westen sowie Keil im Osten – entsteht. Der Sturm kann dabei durch Täler noch zusätzlich kanalisiert werden und Windspitzen über 150 km/h erreichen (was dann auch über den maximalen im Flachland registrierten Windspitzen liegt).

Gewitterfallböen, auch Downbursts genannt, treten im Zuge von heftigen Gewitterzellen auf. Rund ein Dutzend solcher Gewitterfallböen erreichen jährlich Orkanstärke und richten zahlreiche Schäden an. Die meisten Gewitterfallböen ereignen sich zwischen 16 und 20 Uhr (Sommerzeit).

Überschwemmungen und Sturzfluten


Starker Regen ist keine Seltenheit. Ebenso Lagen, die zu kleinräumigen Überschwemmungen führen. Großflächige Überflutungen – wie beispielsweise im August 2002, im August 2005 oder Anfang Juni 2013 – sind aber auf jeden Fall die Ausnahme.

Die häufigsten Wetterlagen, bei denen es zu starkem Dauerregen kommt, sind vergleichbar mit den Lagen, die im Winter besonders große Neuschneemengen bringen. Dies wäre also für den „reinen“ Osten Österreichs ein knapp östlich vorbeiziehendes Balkantief, für den Osten und Südosten das Adriatief, den Süden das Genuatief, den Norden und Westen die Trogstaulage, sowie für weite Teile Österreichs das Vb -Tief. 

Starker Regen kann je nach Intensität und Dauer besonders bei Sachgütern schwere Schäden anrichten – Überschwemmungen und weitreichende Überflutungen können auftreten, ganze Landstriche unter Wasser stehen. Gebäude und Fahrzeuge werden unter Wasser gesetzt, Ernten vernichtet.

Sturzfluten (engl.: flash floods) entstehen im Zuge von Gewittern, da nur konvektive Ereignisse in derart kurzer Zeit solch enorme Niederschlagsmengen hervorbringen können (oft, aber nicht immer, sind stationäre Superzellen der Auslöser).

Durch den plötzlichen intensiven Regen oder Hagelschlag können kleine Rinnsale und Bäche innerhalb von Sekunden bis Minuten in Form einer Flutwelle zu reißenden Wildbächen werden und damit nicht nur Hab und Gut, sondern auch Leib und Leben bedrohen. Aber auch an größeren Bächen und kleineren Flüssen können während und kurz nach Gewittern sehr rasche Anstiege des Wasserstandes auftreten. Die größte Gefährdung durch solche Ereignisse besteht dabei im Berg- und Hügelland, wo sich die Wassermassen rascher fortbewegen. Hiervon betroffen sind insbesondere die Voralpen und das Alpenvorland, das Joglland, die Bucklige Welt in Niederösterreich und zahlreiche andere Regionen.

Superzellen-Gewitter

Regionen in denen Superzellen häufiger vorkommen: Oberösterreich (oft von Bayern hereinziehende Zellen), Region vom mittleren Waldviertel über das Tullner Becken, Wien, Wiener Becken bis ins Nordburgenland; die gesamte Südost-Steiermark einschließlich dem Südburgenland (hier ein regionales, österreichisches Maximum), sowie das Klagenfurter Becken und Umgebung; „Ausreißer“ gibt es aber auch um Innsbruck sowie in der Bodenseeregion.

Knapp 90 Prozent der Superzellen erzeugten extreme Wettererscheinungen, in den Jahren 2003 bis 2005 waren es zum Beispiel rund drei Dutzend Superzellen welche für folgende Unwetterereignisse verantwortlich waren: Dutzende schwere Gewitterfallböen, mehr als dreißig heftige Überflutungen, über 75 Mal Hagel größer 2 cm Durchmesser, davon über 20 Fälle größer als 4 cm, sowie etwa 15 Tornados, der gesamte durch Superzellen angerichtete Schaden in diesen drei Jahren betrug mindestens 150 Millionen Euro.

Rund 2000-3000 Gewitter pro Jahr (abgeschätzt anhand vorhandener Radarkarten, tatsächliche Anzahl könnte auch noch höher liegen), davon etwa 50 Superzellen sowie zahlreiche, kurzlebige Mesozyklone. Dies würde in den Spitzenmonaten Mai bis August etwa eine Superzelle alle zwei bis drei Tage bedeuten (in der Realität tritt eher eine Häufung an besonders geeigneten Gewittertagen auf).

Mindestens 35 Superzellen im Jahr erzeugen extreme Wettererscheinungen (Hagel größer 2 cm Durchmesser und/oder schweren Sturm von mehr als 90 km/h und/oder Tornados). Etwa 20 Superzellen existieren für unter einer Stunde Zeitdauer, können in dieser Zeit aber dennoch sehr heftig ausfallen.

Vermutlich gibt es rund zwei bis drei Dutzend schwere Downbursts (ab dem oberen Ende von F0/T1, also Orkanstärke) jährlich (bezogen auf alle Gewitter, also auch Squalllines, Einzel- und Multizellen), davon werden wahrscheinlich deutlich mehr als die Hälfte von Superzellen hervorgebracht.

Mehr als zwei Drittel aller Superzellen pro Jahr führen Hagel über 2 cm Durchmesser mit sich, einige Male davon (etwa zehn Fälle) Hagel größer als 4 cm, ein bis zweimal jährlich Riesenhagel (bis 10 cm Durchmesser).

Schnee, Glatteis, Lawinen (Wintergefahren)

„Eisregen“ und „gefrierender Regen“ sind vom Prinzip her nicht dasselbe, werden aber oft als Synonyme verwendet, da sie auf ähnlichen meteorologischen Grundlagen beruhen. Als Entstehungsursache gilt in den meisten Fällen eine dünne, kalte (im Frostbereich, oder zumindest nahe 0°C) Bodenschicht unter einer wärmeren Schicht in etwa 1000 bis 1500 m Seehöhe. Niederschlag in Form von Schnee fällt durch eine mindestens 300 Meter durchmessende positive Schicht und taut dabei zu Regen. Am Boden lagern aber wie erwähnt noch frostige Luftmassen – die durch die kalte Umgebungstemperatur unterkühlten Wassertropfen gefrieren sofort bei Kontakt mit festen Körpern, dadurch kommt es zu gefrierendem Regen. Ähnlich verläuft die Entstehung von Eisregen, auch hier ist eine kalte Bodenschicht und warme Mittelschicht vorhanden. Allerdings ist hierbei entweder die positive Schicht zu gering mächtig um die Schneeflocken völlig zu schmelzen: -) die restlichen, vorhandenen Eiskristalle bewirken ein Festfrieren der Wasserpartikel, sobald die kalte Bodenschicht erreicht wird, -) oder aber die bodennahe Frostschicht hat eine besonders große Ausdehnung und führt zur Bildung von Eiskörnern noch vor Bodenkontakt, es „regnet“ dann Eiskörner.

Die häufigsten Wetterlagen, bei denen Eis- bzw. gefrierender Regen auftreten, sind vor einem warmaktiven Frontensystem, wobei bodennah – etwa durch vorangegangene Kaltluftadvektion (KLA) – Kaltluft vorherrscht, oder nach langer winterlichen Hochdrucklage, die zu einer ausgeprägten Inversion geführt hat, und mit Ankunft einer (zumeist Warm-) Front nicht sogleich ausgeräumt werden kann. 

Eis- bzw. gefrierender Regen sind eine besonders große Gefahr im Straßen- und Flugverkehr sowie für Fußgänger, da sie den Boden innerhalb von Sekunden in eine spiegelglatte Eisfläche verwandeln können bzw. auf Flugzeugtragflächen rasend schnell eine ständig wachsende und schwerer werdende Eiskruste entstehen lassen. Jedes Jahr kommt es leider, trotz immer besserer Prognosemodelle, zu überraschenden Fällen von gefrierendem Regen, die dann auch Ursache von zahlreichen Unfälle und Verkehrsbehinderungen sind. 

Grundsätzlich kommt es zu Schneefall, wenn die Temperaturen bodennah unter oder zumindest nahe 0°C liegen – Ausnahmen sind etwa bei einer warmen Mittelschicht (kann statt Schnee zu gefrierendem Regen führen: Näheres unter der Rubrik „Eisregen“), oder bei konvektiven Ereignissen, wo es auch bei Temperaturen deutlich über 0°C bis ganz herunter Schnee geben kann. Schnee kann trocken (d.h. ohne flüssigem Wasseranteil = Pulverschnee; auftretend bei sehr tiefen Temperaturen) oder feucht (oft schon „angetaut“ – bei Temperaturen nahe oder um 0°C) sein. Die Schneemengen sind zumeist proportional zur Temperatur: Je kälter es ist, desto größer die Schneemenge bei gleichen Niederschlagsmengen (möglich ist das etwa 30fache des Niederschlags in Millimetern – also bei 5 mm Flüssigwassergehalt können es bis zu 15 cm Pulverschnee sein). 

Die häufigsten Wetterlagen, bei denen es zu starkem Schneefall kommt, sind vergleichbar mit den Lagen, die im Sommer besonders große Niederschlagssummen mit sich bringen. Dies wäre also für den Osten ein östlich vorbei ziehendes Balkantief, für den Osten und Südosten das Adriatief, den Süden das Genuatief, den Norden und Westen die Trogstaulage, sowie für weite Teile Österreichs das Vb -Tief. 

Starker Schneefall bringt die verschiedensten Gefahren mit sich – von weitreichenden Verkehrsbehinderungen über Lawinenabgänge, Schneeverwehungen bei Sturm, bis hin zu Hochwasser bei Tauwetter. Grundsätzlich kann dabei gesagt werden, dass die Gefahr von Lawinen in erster Linie für den Alpenraum gilt, während Schneeverwehungen vorwiegend im Flachland auftreten. 

Noch ein paar Sätze zu Lawinen:
Großer Neuschneezuwachs sowie starke Windverfrachtungen unterstützen oft den Abgang von Lawinen. Es gibt aber noch eine Reihe anderer lawinenfördender Faktoren. Eine sehr gute Übersicht zu verschiedenen Gefahrenmustern, sowie ihrer typischen zeitlichen Verteilung über die Saison findet man auf der Internetseite des Tiroler Lawinenwarndiestes: Übersicht zu Lawinengefahrenmustern (Lawinenwarndienst Tirol) Die internationalen Gefahrenstufen gehen von 1 bis 5, wobei fünf die höchste Warnstufe ist. Immer wieder kommt es in Österreich zu katastrophalen Lawinenabgängen, jedes Jahr sterben zahlreiche Skifahrer und Tourengeher unter Lawinen. Viele inneralpine Ortschaften und Verkehrswege sind bei großer Lawinengefahr potenziell gefährdet und wie Galtür 1999 beweist, kommt es leider auch manchmal zu überraschenden und verheerenden Ereignissen.