Mittelmeer-Klima

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agaaga123

Mittwoch 22. Oktober 2014, 12:46

Hallo!

Ich hoffe ich bin hier einigermaßen richtig mit meiner Frage:

Ich habe im Internet schon ein wenig rumgesucht und mir auch den Wikipedia-Artikel zum Mittelmeerraum durchgelesen, aber ich verstehe trotzdem nicht so recht, wie dieses Klima zustande kommt. Im Sommer trocken, im Winter Regen. Warum ist es in Mitteleuropa feuchter als im Mittelmeerraum, wo bleibt das ganze Wasser, das vom Meer verdunstet? Prinzipiell ist es doch so, dass je näher am Meer gelegen, desto feuchter, bzw. bei küstennahen Wüsten wie Atacama und Namib kalte Meeresströmungen für die Trockenheit sorgen. Aber im Mittelmeergebiet gibt es sowas doch nicht... Ich wäre sehr sehr dankbar, wenn mir das jemand verständlich erklären könnte!

LG aga
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ThomasPf
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Wohnort: Hart bei Graz/ Ragnitztal

Dienstag 28. Oktober 2014, 00:03

Die Sommertrockenheit im Mittelmeergebiet wird durch Lage im subtropisch-randtropischen Hochdruckgürtel bedingt. Warum bildet dieser Hochdruckgürtel in der Nähe der Wendekreise.
In Äquatornähe an der innertropischen Konvergenzzone, steigt heiß-feuchte Luft auf. Die Luft regnet nicht nur im Bereich der innertropischen Konvergenzzone aus, sondern fließt in der Höhe unter weiterer Abtrocknung als Antipassat polwärts und kühlt weiter ab. Im Bereich der Wendekreise sinkt die Luft ab, Hochdruckgebiete bilden sich dort somit. Um den Kreislauf der sogenannten Hadley-Zelle abzuschließen: In Bodennähe fließt die Luft zurück äquatorwärts, als Passat, nimmt Feuchtigkeit auf erwärmt sich, … der Kreislauf beginnt von vorne.
Warum ist im Sommer trocken und Winter vielfach (in Lee einiger Gebirgsregionen übrigens nicht!) regnerisch. Dieser Subtropen-Hochdruckgürtel ist nicht statisch, sondern wandert mit dem Sonnenstand mit. Im Nordsommer ist der Hochdruckgürtel auf der Nordhemisphäre weiter nördlich, eben im Mittelmeergebiet. Im Winter „wandert“ dieser Gürtel nach Süden bis zu den wechselfeuchten Tropen. Daher trockene Sommer und feuchte Winter in der Mediterraneis; die Winter werden von subpolaren Tiefdruckgebieten zunehmend bestimmt, die rücken von Norden nach. Im Gegensatz dazu: die feuchte Mittelbreiten (z.B.: Mitteleuropa) das ganze Jahr in der Nähe subpolarer Tiefs (also in der Westwindzone) oder die randtropischen Trockengebiete (z.B.: die Sahara) im ganzjährigen Einflussbereich der Sub- und Randtropenhochs.
Anmerkung: Es handelt sich nur um ein Erklärungsmodell, das bedeutet ein stark vereinfachtes Schema. Die Natur kennt aber Übergangszonen und reichlich Ausnahmen.

Aber das nur die Beantwortung einer von mehreren Fragen, die hier gestellt wurden.

-Die hohen Wassertemperaturen wirken sich schon aus, aber vor allem im Herbst, dann wenn die Schichtung bereits labil ist. Dann ist das relativ warme Oberflächenwasser ein wichtiger Faktor als weiterer Bringer von Feuchte, und bei Konvektion Bereitstellung latenter Wärme. Im Friaul, nahe der Küste, werden an einigen Orten im 0-200 m NN Niveau 2000 mm Jahresniederschlag gemessen. Im Friaul wird Einiges an Regen im Winterhalbjahrregistriert, aber auch oft heftige Sommergewitte,r ohne echte Sommertrockenheit im langjährigen Mittel (aber Ökoton zu den feuchten Mittelbreiten!). Die Gegend zählt zu den gewitterreichsten in Europa.

Im südlichen dinarischen Gebirge in Montenegro, bei der primären Staubarriere nahe der Küste, bis über 6000 mm Jahresniederschlag mit reichlich Regen besonders im Herbst und Winter und großen Neuschneesummen in den Gebirgslagen. Dort befindet sich auch der niederschlagsreichste Ort Europas (Im Winter perhumid).

Also (warmes) Meereswasser wirkt sich sehr wohl auf die Niederschlagstätigkeit im Mittelmeerraum aus, aber nur wenn die Schichtung zumindest schon schwach labil, durch "passende" Temperaturabnahme mit der Höhe, ist.

Ich hoffe, ein bisschen was von den Fragen beantworten zu können.
Liebe Grüße,
Thomas.


Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN


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