Klimadaten: Temperaturverteilung im Winter asymmetrisch

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slartibartfast

Dienstag 8. Juli 2014, 13:42

Hallo Forum,
ich hab betreffend des Klimacharts fuer Graz: http://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/klim ... ?jahr=2014" onclick="window.open(this.href);return false; eine Frage:

Die Durchschnittstemperatur im Winter verlaeuft *deutlich oberhalb* der Mittelwerte der Extremwerte, im Sommer hingegen ist sie "ziemlich" mittig. So weit ich das interpretiere, heisst das, es gibt im Winter sehr viel staerkere Ausreisser nach unten als nach oben, im Sommer hingegen sind die Ausreisser gleichverteilt. Ist das ein geographisch/morphologischer Effekt? Die Daten fuer Innsbruck haben allerdings die gleiche Eigenart. Warum kann uns die ungewoehnliche Winterkaelte so viel staerker treffen als eine Winterwaerme?
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SteHo
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Mittwoch 9. Juli 2014, 17:44

Die im Winter sehr viel stärkeren Ausreißer nach unten als nach oben haben sicher auch damit zu tun, dass man sich hier die Tagesmittelwerte der Bodentemperatur (2m über Grund) ansieht. Im Winter kommt es aber aufgrund der negativen Strahlungsbilanz bei geeigneten Wetterlagen dazu, dass sich in Bodennähe ein Kaltluftpolster aufbauen kann - wird dieser nicht ausgeräumt kann sich die bodennahe Luftschicht immer weiter abkühlen und führt dann dazu, dass es in Bodennähe sehr starke Ausreißer nach unten geben kann.
Natürlich kann dabei auch der Transport von "ausgekühlte" kontinentalen/polaren Luftmassen in den Alpenraum mitspielen, aber durch den niedrigen Sonnenstand, die verbreitete Schneebedeckung und der damit verbundenen stark negativen Strahlungsbilanz produziert der Alpenraum selbst sehr effektiv Kaltluft.

Wenn man sich im Winter die 850 hPa Temperatur ansehen würde (oder vielleicht sogar noch eine Spur höher) dann würden die Extrema höchstwahrscheinlich ebenfalls gleich verteilt sein wie im Sommer, nur aufgrund der stärkeren Tiefdruckaktivität mit einer erhöhten Amplitude.
Polar- und Klimaforscher.

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[x] University of Oslo.
[ ] Wilhelmsburg a. d. Traisen
slartibartfast

Freitag 11. Juli 2014, 10:53

Danke... ich nehme mit, dass die Zuweisung einer "Temperatur" fuer einen geographischen Bereich jedenfalls nicht trivial ist.

Noch eine Frage:

Wetter <==> Messung ist human-zentriert (also eher was ein Mensch fuehlt, z.b. Kaltluftseen in Bodennaehe)
Klima <==> Messung ist normiert (z.B. Joule/Luftvolumen)

Oder seh ich das falsch? Zumindest nach meinem Verstaendnis waeren solche Messreihen wie die oben verlinkte nicht geeignet, um daraus ein Klimamodell zu erstellen, weil es wie Deine Erklaerung nahelegt, keine lineare Extrapolation auf das Gesamtsystem Atmosphaere zulaesst.
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ThomasPf
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Freitag 11. Juli 2014, 11:13

Wetter = Zustand (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, etc. ...) der Troposphäre an einem Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt z.B.: ... Graz, am 11.7.2014 um 11:00,

Klima = mittlerer Zustand der Troposphäre an einem Ort (Lokalklima, Mikroklima, ...) oder eines größeren Teil der Erde (Topoklima, Mesoklima, Makroklima, etc.) über einem längeren Zeitraum z.B.: 30 Jahre; aber Extremwerte, Standardabweichungen, und andere statistische Größen sowie Merkmalssynthesen (synthetische Klimakarten) über einen längeren Zeitraum werden ausgewertet.

"was ein Mensch fühlt", damit beschäftigt sich der Bereich (Human-)Bioklimatologie -> Gefühlte Temperatur, PET, Windchilltemperatur, u.a. ...
Zuletzt geändert von ThomasPf am Donnerstag 21. August 2014, 00:46, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße,
Thomas.


Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN


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Herfried
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Donnerstag 7. August 2014, 09:48

Auch im Sommer, nur weniger extrem.

Extremwerte seit Aufzeichnungsbeginn, aber aktuelles bereits zu früher stark erwärmtes Mittel.n
Schöne Grüße aus Mühldorf bei und 100 m über Feldbach, Herfried Spät-Schneefrosch 2011 und 2020 ex aequo, früh 2021, Eisfrosch 2020
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