24.06.2022 Schauer- und Gewitterthread

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jfk
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Freitag 24. Juni 2022, 08:51

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Kräftige Gewitter von Osttirol bis Niederösterreich am Nachmittag / Abend

Letzte Restregenschauer und Wolkenfelder lösen sich am Vormittag auf, ehe durch die Sonneneinstrahlung von Vorarlberg bis Salzburg wieder Quellwolken entstehen. Diese entwickeln sich ab den frühen Nachmittagsstunden weiter zu Schauern und Gewittern, die kräftigsten Erscheinungen werden für Osttirol über Salzburg bis Ober- und Niederösterreich entlang der Alpennordseite erwartet. Zeitfenster für diesen Bereich: 15-21 Uhr. Zugrichtung der Zellen: Ost bis Nordost. Hauptgefahren: Sturmböen, Hagel (bis 4 cm) und Starkregen mit lokalen Überflutungen.
Auch östlich des Hauptwarngebietes (gelbes Warngebiet (LVL 1/4), nördliche Steiermark bis Wiener Becken und Weinviertel) werden am Abend Gewitter auftreten.

Forecaster: Johannes Kahr (jfk)
Gültig von: 24.06.2022 – 12:00 Uhr
Gültig bis: 25.06.2022 – 06:00 Uhr
Erstellt am: 24.06.2022 – 08:45 Uhr
Liebe Grüße, Johannes,
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))
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jfk
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Freitag 24. Juni 2022, 14:06

Georg mit einem schärferen Forecast:

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A level 1 and level 2 are issued for the Alpine region mainly for excessive convective rainfall and, especially towards the SE, for large hail and to a lesser degree for severe convective wind gusts.
... Alpine region into the Czech Republic ...

A more robust severe weather threat evolves further SE, where the same cold front crosses the Alpine region from west to east. The SW-erly mid-level flow advects somewhat steeper lapse rates over these regions, and more robust CAPE on the order of 500 to 1500 J/kg is expected to build. Vertical wind shear is also stronger with 15-20 m/s across the 0-6 km layer, locally even more thanks to the fringes of the subtropic jet aloft.
The Alpine region will see quite widespread thunderstorm activity, whose bulk shifts from the western Alps around noon to the eastern Alps and the Czech Republic until evening. In general, excessive rain with resulting flooding is also the main risk here. However, further southeast and/or earlier in the afternoon, some discrete storms may also organize into strong multicells and temporary supercells. In that case, large to isolated very large hail and a few severe wind events become additional risks. Some recent high-resolution model runs even show upscale growth with a more concentrated swath of severe winds somewhere in the bordering region between SE Germany and N Austria, but these solutions seem dependent on favorable mesoscale developments and do not appear particularly likely, considering the quite moist air that hampers strong downdrafts and the strong clustering tendency under a multitude of large- and mesoscale lift mechanisms.
Into the night, a small cut-off low may condense from the short-wave trough over Austria or the Czech Republic. The remnants of widespread convection could therefore grow into a mesoscale convective vortex (MCV) that may carry the heavy rain risk into the night for a prolonged period, possibly also affecting the (southern) Czech Republic then.
Quelle: ESTOFEX (https://www.estofex.org/)

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Erste Zellen in Tirol mit Zugrichtung NE.
Liebe Grüße, Johannes,
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Crakil
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Freitag 24. Juni 2022, 14:40

Das ICON D2 Modell will heute im Südosten ja keinen konvektiven Niederschlag sehen.
Wir haben es mit einer massiven Dryline zu tun, die von Westen und Süden über die Steiermark wandert und für Konvergenz in Bodennähe sorgt. Davor baut sich durch Taupunkte am Boden bis 20°C und Kaltluftadvektion in der Höhe ziemlich viel CAPE auf (lokal > 2000 J/kg, allerdings ist die energiereiche Schicht wegen der in der Höhe voranschreitenden Dryline laut Modellen (!) nicht besonders dick bzw. abnehmend). Low Level Windscherung ist auch einige vorhanden. Es ist nur ein gewisser Deckel vorhanden. Es ist immer sehr schwer einzuschätzen, ob ein Deckel überwunden wird, aber sollte dies geschehen, dann kann sich heute im Südosten die eine oder andere Superzelle entwickeln. In diesem Gebiet würde ich auf jeden Fall eine Warnung vor lokalen Unwetterzellen ausgeben.
Andi.W
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Freitag 24. Juni 2022, 16:39

Crakil hat geschrieben:
Freitag 24. Juni 2022, 14:40
Das ICON D2 Modell will heute im Südosten ja keinen konvektiven Niederschlag sehen.
Wir haben es mit einer massiven Dryline zu tun, die von Westen und Süden über die Steiermark wandert und für Konvergenz in Bodennähe sorgt. Davor baut sich durch Taupunkte am Boden bis 20°C und Kaltluftadvektion in der Höhe ziemlich viel CAPE auf (lokal > 2000 J/kg, allerdings ist die energiereiche Schicht wegen der in der Höhe voranschreitenden Dryline laut Modellen (!) nicht besonders dick bzw. abnehmend). Low Level Windscherung ist auch einige vorhanden. Es ist nur ein gewisser Deckel vorhanden. Es ist immer sehr schwer einzuschätzen, ob ein Deckel überwunden wird, aber sollte dies geschehen, dann kann sich heute im Südosten die eine oder andere Superzelle entwickeln. In diesem Gebiet würde ich auf jeden Fall eine Warnung vor lokalen Unwetterzellen ausgeben.
Könntest Recht haben, in Slowenien laut Radar verbreitet Signale bzw. Auslöse *top*
berniemacmac
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Freitag 24. Juni 2022, 17:06

Von Bayern kommt eine Zelle auf mich zu.
Zurzeit noch leichter regen.
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Schöne Grüße aus Mattighofen, Bezirk Braunau am Inn, 444 Meter, Oberösterreich
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Crakil
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Freitag 24. Juni 2022, 19:14

Einige Zellen gab es ja schon in der Oststeiermark und südlich von Graz entstand aus einem Stormsplit eine wahrscheinliche Superzelle.
Jetzt könnte ein neuer Schub an Gewitteraktivität im Südosten entstehen . Es gibt neue Entwicklungen westlich und nordwestlich von Graz.
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jfk
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Freitag 24. Juni 2022, 20:56

Hier zog vor ca. einer Stunde eine Zelle mit Starkegen und etwas Hagel (< 0,5 cm) durch. Nun ist die Gewitteraktivität im Süden eingstellt, starke Linie dafür derzeit im Norden!
Crakil hat geschrieben:
Freitag 24. Juni 2022, 14:40
Das ICON D2 Modell will heute im Südosten ja keinen konvektiven Niederschlag sehen.
Wir haben es mit einer massiven Dryline zu tun, die von Westen und Süden über die Steiermark wandert und für Konvergenz in Bodennähe sorgt. Davor baut sich durch Taupunkte am Boden bis 20°C und Kaltluftadvektion in der Höhe ziemlich viel CAPE auf (lokal > 2000 J/kg, allerdings ist die energiereiche Schicht wegen der in der Höhe voranschreitenden Dryline laut Modellen (!) nicht besonders dick bzw. abnehmend). Low Level Windscherung ist auch einige vorhanden. Es ist nur ein gewisser Deckel vorhanden. Es ist immer sehr schwer einzuschätzen, ob ein Deckel überwunden wird, aber sollte dies geschehen, dann kann sich heute im Südosten die eine oder andere Superzelle entwickeln. In diesem Gebiet würde ich auf jeden Fall eine Warnung vor lokalen Unwetterzellen ausgeben.
Ja, sehr gut eingeschätzt, viel besser als ich. Leider schon zu spät zu diesem Zeitpunkt, war für mich gestern am Abend bzw. heute am Vormittag nicht so absehbar. *nein*
Der Deckel war anscheinend gegen SE noch deutlich stärker, aber am Randgebirge hat's gereicht, und wie. Die Höhenströmung und Scherung gemeinsam haben da ordentliche (kurzlebige) Superzellen entstehen lassen, auch der CAPE war extrem. Leider heute eine schlechte Vorhersage und auch kein Chasing...
*fluch* *sorry*
Liebe Grüße, Johannes,
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Crakil
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Freitag 24. Juni 2022, 22:09

jfk hat geschrieben:
Freitag 24. Juni 2022, 20:56
Ja, sehr gut eingeschätzt, viel besser als ich. Leider schon zu spät zu diesem Zeitpunkt, war für mich gestern am Abend bzw. heute am Vormittag nicht so absehbar. *nein*
Das ICON Modell war bezüglich der Wetterlage seit gestern Abend sehr konsistent. Es hat halt die daraus resultierenden Niederschläge / Gewitterentwicklungen nicht richtig erfasst. Gewitterprognosen sind einfach sehr schwierig und brauchen viel Erfahrung.
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hhkes
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Sonntag 26. Juni 2022, 11:37

Über dem Draufeld (Dravsko Polje) und den angrenzenden Gebieten gab es eine sehr schön ausgebildete Superzelle.
Hier díe entsprechende ARSO-NS-Radaranimation (es handelt sich um die "hinterste" Zelle, die recht knapp südöstlich von Maribor vorbeizog):

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Die beiden folgenden Bilder stammen von unserem Kollegen Kristijan (Blick vom mittleren Draufeld aus):

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Die Zelle verursachte auch bis zu 3cm-Hagelschlag.
Hier ein Bild aus Jablance (Quelle: Katja Kokot via neurje.si):

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Und hier noch der Link zum ausgezeichneten Bericht von Kristijan: http://forum.zevs.si/index.php?topic=7385.0 *top* *super*
LG, Harald
FG, Standort Feldkirchen bei Graz
CM, Standort Campus MedUni Graz
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