17.05.2024 - Langlebige Multizellencluster mittlere Steiermark-Ungarn, von der Ferne

Hier findest du Berichte von Sturmjägern
Forumsregeln
Bitte im Titel Datum (DD.MM.YYYY) angeben.
Antworten
Benutzeravatar
ThomasPf
Beiträge: 8158
Registriert: Mittwoch 27. März 2013, 15:50
Wohnort: Hart bei Graz/ Ragnitztal

Samstag 18. Mai 2024, 10:11

Hallo!

Am Freitag trafen Harald (hhkes) und ich zu einem Chasing, da wir Gewitterentwicklungen erwarteten

Die Wetterlage: Ein Tiefdruckkomplex über Westeuropa steuert mit südwestlicher Anströmung anhaltend feucht-labile Luftmassen in den Ostalpenraum:

Bild
Quelle: GeoSphere Austria, https://www.zamg.ac.at/cms/de/wetter/we ... 024&utc=12

Zudem, wie an der unteren Strömungskarte erkennbar, bildeten sich im Tagesverlauf zwischen der durch die Druckverteilung bedingten Strömung, aus SW, und dem Outflow älterer Zellen, aus NE, Konvergenzlinien über dem Südosten aus:

Bild
Quelle: windy.com, https://www.windy.com/?47.387,15.117,8

Die ersten Überentwicklungen betrafen den Raum Graz bereits um die Mittagszeit, zwischen 12 und 13 Uhr:
Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Bald weitete sich die Gewittertätigkeit auf das Grazer Bergland, die Fischbacher Alpen und das Joglland aus. Auch das Wiener Becken, das Nordburgenland und Teile Westungarns wurden von Gewittern erfasst:
Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Die erste "Welle", deren Zellen teils retrograd anbauten, war für uns aufgrund beruflicher Verpflichtungen zum frühen Tageszeitpunkt nicht erreichbar:
Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Mit Abstand von etwa 100 km zu der ersten Welle, bildete sich vor 16 Uhr im steirischen Randgebirge bis zu den Mürztaler Alpen ein zweiter Komplex aus:
Bild

Da auch dieser mit Zugrichtung Ost bis Nordost "überlebte", entschlossen wir uns diesmal nach 16 Uhr gegen Nordosten aufzubrechen, um etwa das Südende im Raum Hartberg oder im angrenzenden südlichem Burgenland zu erreichen:
Bild

Auf der A2 Richtung Osten konnten wir noch sehr lange die Zellen der ersten Welle über Ungarn aus der Ferne erkennen:
Bild

Bild

Von Westen kam der zweite Komplex, hier aus dem Lafnitztal bei Deutsch Kaltenbrunn aufgenommen, langsam näher:
Bild

Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Von der Aussichtswarte am Burgauberg aus gesehen:
Bild

Aus der Ferne lassen sich einige Strukturen von Multizellen erkeen:
Bild

Die Zellen zogen von SW nach NE, durch "Anbauen" hatte der Multizellencluster aber eine Ostkomponente der Bewegung. Durch ständigen Feuchtezustrom konnte sich der Cluster immer regenerieren. Die stärksten Zellen waren um etwa 17:30 Uhr im oberen Feistritztal und erneut im Grazer Bergland:
Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Wir mussten allerdings auch feststellen, dass am Burgauberg bereits Outflow aus den ungarischen Zellen durchgegriffen hat.

Da Georg Pistotnik von einem Chasingausflug aus Ungarn zurückkehrte, beschlossen wir uns bei Bad Tatzmannsdorf mit ihm zu treffen.
Der sich nähernde Cluster, aufgenommen bei Kemeten:
Bild

...und bei Oberwart:
Bild

Die Niederschlagsschwerpunkte lagen gegen 18 Uhr im Pöllautal und im Wechselgebiet:
Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Von Bad Tatzmannsdorf waren für uns die eindrucksvollsten Multizellen-Strukturen des Tages zu sehen. Hier die Zelle über dem Pöllautal:
Bild

und der Blick zum Wechselgebiet:
Bild

Bild

Besonders die Zelle Pöllau-Hartberg zeigte neben schönen Strukturen noch einige starke Erdblitze (leider ist keiner auf einem Foto drauf : )
Bild

Bild

Bild

Nach 18:30 Uhr schlief die Gewittertätigkeit nun rasch ein - Wir beschlossen wieder nach Graz zurückzufahren:
Bild
Quelle: Kachelmannwetter, https://kachelmannwetter.com/at/regenradar/steiermark/

Zum Schluss noch ein 12 Stunden Radarloop des slowenische Niederschlagsradars, beginnend kurz nach 12 Uhr Mittags.
Bild
Quelle: Radarska slika padavin, https://www.si-vreme.com/si/slovenija/r ... =5#vsebina

Die nächsten Tage dürften "Dank" beständiger Großwetterlage (Trog Westeuropa, Südwestströmung) weitere Gewitterlagen bringen.

LG.
Liebe Grüße,
Thomas.


Hart bei Graz, Ragnitztal 47°4'25''N, 15°31'1''E, 418m ü.NN, bzw.
Graz Innere Stadt 47°04'12''N, 15°26'26''E, 353m ü.NN


Meine Fotoalben
Benutzeravatar
nuntius
Beiträge: 1656
Registriert: Sonntag 13. Juli 2014, 13:10
Wohnort: Bez. Güssing/Bgld

Samstag 18. Mai 2024, 21:43

Danke für den Bericht! *top*
Standort: Südburgenland - 47°9'35''N 16°17'20''E - 263m ü.A.
Feuerfrosch 2019, ex aequo Schneefrosch 2021, Schneefrosch 2022 h.c.
Benutzeravatar
hhkes
Beiträge: 14723
Registriert: Montag 10. Januar 2011, 19:25
Wohnort: Feldkirchen bei Graz

Samstag 18. Mai 2024, 22:55

Vielen Dank, Thomas, für den ausgezeichneten Bericht *top* *super*
Ja, die erste Welle war die kräftigere, mit lokal massivem Hagel, z.B. in Wörterberg, etwa 10 km nördlich von Burgauberg (Bildquelle: Bezirksfeuerwehrkommando Güssing):

Bild

Bild

Bild

LG, Harald
FG, Standort Feldkirchen bei Graz
CM, Standort Campus MedUni Graz
Benutzeravatar
Feli
Beiträge: 22315
Registriert: Freitag 20. März 2009, 08:46
Skype: felisky
Wohnort: Aschach/Steyr
Kontaktdaten:

Sonntag 19. Mai 2024, 06:49

dank euch für die interessante zusammenstellung! :-)
liebe grüsse
(die) Feli
Bild
Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
Schneefrosch 2017/2023
Eisfrosch 2020/21
Benutzeravatar
jfk
Beiträge: 7079
Registriert: Samstag 30. Juni 2012, 21:15
Wohnort: Pernegg an der Mur

Sonntag 19. Mai 2024, 08:54

Sehr schöner Bericht, super gut beschrieben! *top* *super*
Liebe Grüße, Johannes,
Pernegg an der Mur (Bez. Bruck-Mürzzschlag (ca. 10 km südlich von Bruck an der Mur))
Antworten