05.11.16 Föhnwolken am Alpenostrand

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Exilfranke1

Dienstag 8. November 2016, 10:09

Eine straffe Südwestströmung bringt warme Luft in den Alpenraum, keine gewöhnliche Föhnlage, bei der normalerweise im Süden die kältere Luft liegt. So hatte es mittags über der Poebene zweistellige Plusgrade, auch in Kärnten und in der Steiermark war es mit 3 bis 7 Grad kaum kühler als in Ober- und Niederösterreich, wo nur in Lagen über 900 m höhere Werte gemessen wurden. Teile des Waldviertels schrammten im dichten Nebel sogar knapp an einem Eistag vorbei. Ein Druckgefälle über ein Gebirge hinweg kann sowohl durch eine großräumige (synoptische) Druckdifferenz entstehen als auch durch Luftmassenunterschiede (in kälterer Luft ist der Druck höher als in wärmerer). In diesem Fall dominierte Föhn durch den synoptischen Gradienten. Wenn die Warmluftzufuhr typischerweise nördlich der Alpen stattfindet, unterstützen beide Mechanismen den Föhn.

Diese Konstellation hat mehrere Auswirkungen auf das (Berg-) Wetter: Durch die massive Warmluftzufuhr in der Höhe herrscht kompakte Schleierbewölkung. Diese kann - insbesondere wenn sie ins mittlere Niveau hinunterzureichen beginnt - bodennahen Nebel oder Hochnebel auflösen. Sie verhindert aber zugleich auch die tageszeitliche Erwärmung durch die Sonneneinstrahlung, welche üblicherweise den Föhngradienten verstärkt bzw. für das Durchgreifen des Föhns im Tal sorgt. So erreichten die Spitzenböen am Klosterwappen am Nachmittag lediglich 120 km/h, was angesichts des hohen Mittelwinds relativ wenig ist. Auch auf anderen Bergstationen wurden kaum mehr als 80 km/h gemessen. Die dichte Bewölkung dämpft also die Durchmischung und kappt die Spitzenböen. Es geht aber noch mehr: Weil wärmere Luft auf die bodennahe Kaltluft aufgleitet, kann beim Durchzug eines Hebungsgebiets (wie es am späten Nachmittag von Südwesten her passierte) die Schichtbewölkung bis auf Stratusniveau absinken. Wir erreichten den Bahnhof Payerbach im einsetzenden leichten Regen, kurz darauf hüllte es die höchsten Gipfel von Rax und Schneeberg bereits ein, und das trotz zuvor auflebendem Südföhn. Auch hier fand zuvor eine massive Anfeuchtung der unteren Luftschichten statt: Um 6.00 MEZ wurde auf der Rax eine relative Luftfeuchte von 28 % gemessen, um 9.00 MEZ waren es bereits 60 %, danach wurden auch im Tal trotz Föhn über 55 % gemessen.

Zusammengefasst: Bei dieser Föhnlage ist es weniger windig, weniger sonnig und manchmal kommt nass von oben trotz warmem Wind. Föhn und Niederschlag gleichzeitig nennt man auch Dimmerföhn.

Gipfelfotos vom Krummbachstein: Wanderbericht hier: http://www.inntranetz.at/galerie/touren ... steig.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Im Süden sind trotz der ausgedehnten Schichtwolken Rennfeld (links) und Koralpe (82 km) gut zu erkennen.

Unterhalb der pilzförmigen Föhnwolken kann man am Horizont noch schwach die Seetaler Alpen in 122 km Entfernung erahnen.

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Altocumulus lenticularis

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Nebelblick mit Gutensteiner Alpen.

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Föhnwolken auch im Süden über Stuhleck und Pretulalpe hinweg.

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Herbstgenuss in der Eng:

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Und am Ausgang der Eng Richtung Preiner Gscheid:

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Gruß,Felix
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