12.07.18 Großes Hundhorn (1705m), Berchtesgadener Alpen

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Exilfranke
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Mittwoch 18. Juli 2018, 21:46

Eigentlich war Dachstein geplant (Kufstein im Ennstal), aber dafür hätte ich um 5 Uhr aufstehen müssen und wegen Refluxbeschwerden brauchte ich den Schlaf und einen späteren Start. Also entschied ich mich am Vorabend noch um, für die lange Überschreitung vom Saalachtal ins Klausbachtal. Der Bus nach St. Martin bei Lofer kommt allerdings erst um 9.55 an, weswegen sich das nur bei absolut stabilen Wetterverhältnissen ausgeht. Und zu heiß sollte es auch nicht sein. Darum war der Donnerstag, nach Abzug des Höhentiefs, geeigneter als der wärmere und wolkenärmere Freitag.

Bild 1: Blick von Strohwolln Richtung Loferer Alm.

Ein Felssturz vom Grubhörndl bildete vor rund 50000 Jahren eine natürliche Barriere für die Saalach, sodass sich zwischen St. Martin und Lofer ein See aufstaute. Darum ist der Talboden dort so eben.

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Bild 2: Kurz vor Beginn der Strohwollner Schlucht, rechts das Thurneck (1368m)

Links Großes Rothorn (2430m) und Schafspitze (2456m) in den Leoganger Steinbergen.

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Bild 3: Die kurze, aber angenehm kühle, sprudelnde Schlucht.

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Bild 4: Bei Nässe sind die Holzstiegen eher unangenehm rutschig.

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Danach beginnt der steile Aufstieg Richtung Scheffnother Alm durch lichten Wald und - leider - viel, viel hohes Gras. Zwar ist der Weg offenbar erst vor kurzem wieder ausgeschnitten worden, übertrieben viel begangen scheint er aber nicht. Habe mich natürlich mit Autan eingesprüht, aber eine winzige Nymphe hats trotzdem geschafft und mich gestochen. Dieses Jahr ist echt arg mit Zecken. Zur Entschädigung gab's eine schöne Ansammlung an Ästigen Graslilien und Orchideen im Aufstieg.

Bild 5: Den Auftakt machte das Rote Waldvöglein (Cephalanthera rubra).

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Bild 6: Gefolgt von Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens).

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Bild 7: Und der blattgrünlosen Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis).

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Bild 8: Auch Schmetterlinge verirrten sich hierher: Schönbär, auch Spanische Flagge genannt.(Callimorpha dominula).

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Bild 9: Große Sterndolde (Astrantia major).

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Bild 10: Hufeisenklee-Widderchen (Zygaena transalpina).

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Dann war auch schon die Scheffnother Alm (unbewirtschaftet, aber Kühe) erreicht, wo der Weg vorübergehend etwas undeutlicher markiert ist.

Bild 11: Blick über die Alm nach Nordwesten in die Chiemgauer Alpen.

Links der breite Waldgipfel das Dietrichshorn (1542m), dahinter Dürrnbachhorn (1776m), rechts das Sonntagshorn (1961m), vorne rechts der Waldgupf: Perhorn (1384m).

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Nach mäßig steilem Anstieg war der Hundsattel erreicht. Dort treffe ich auch erstmals seit dem Start im Tal wieder auf Menschen, hier drei einheimische Frauen.

Bild 12: Im Osten prägt das zerklüftete Gernhorn (1908m) mit den Leimbichlgräben die Kulisse.

Links davon das Stadelhorn (2286m). Über die Leimbichlgräben wollte ich später Richtung Hirschbichl queren.

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Bild 13: Im Süden vorne die Einsattlung Hufnagel (1257m), von der es zum Hirschbichl hinabgeht.

Rechts der breite Gerhardstein (1541m) mit dem Litzkogel (1625m) als höchste Erhebung. Links erhebt sich die mächtige Hocheisspitze (2523m), rechts dahinter Großer Hundstod (2593m) und Seehorn (2321m), ganz rechts mit der markanten Spitze Hochkranz 1953m).

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Bild 14: Rückblick zur Scheffnother Alm, in Verlängerung Strubtal und Kaisergebirge am Horizont.

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Bild 15: Weiter geht's, Rückblick zum Pointelkopf (1603m) rechts, dahinter Leoganger Steinberge.

An einem schönen Herbsttag schaut man rechts über den Schüttachgraben (Römerstraße) bis zur Venedigergruppe.

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Bild 16: Der Gipfel in Reichweite, doch dazwischen folgt nochmal ein kleiner Gegenanstieg.


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Bild 17: Und der idyllische Vorgipfel, Schutzgebiet für Auerhähne und andere geschützte Viecher.

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Nach dem Sattel zwischen Vor- und Hauptgipfel wird der Weg ein wenig anspruchsvoller und man darf an zwei, drei steileren Passagen kurz mal die Hände gebrauchen (I-) bzw. sich an den zurückgeschnittenen Latschen festhalten.

Bild 18: Tiefblick zur Auerweißbachalm (1226m).

Ausgesetzter als die fünf Meter entlang der Abbruchkante wird's nicht mehr.

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Bild 19: Und oben! Nach 2h 45min stehe ich am Gipfel.

Dahinter links Loferer Steinberge, hinten Wilder Kaiser, rechts Loferer Alm.

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Bild 20: Links Sonntagshorn, mittig rechts das breite Achhorn (1311m), dahinter Ristfeuchthorn und Hinterstaufen.

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Bild 21: Loferer Steinberge mit Rauchenberg (1293m) davor.

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Bild 22: Leoganger Steinberge, im Vordergrund links Pointelkopf, rechts Strohwollner Horn (1597m).

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Bild 23: Gegenüber die Reiteralm mit Hiefelwand, Kleines (2228m) und Großes Häuslhorn (2284m) sowie Wagendrischelhorn (2252m).

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Ganz links schauen noch ein paar interessante Gipfel drüber ...

Bild 24: Zum einen der Große Weitschartenkopf (1979m).

Diesen würde ich - mit Übernachtung - von der Neuen Traunsteiner Hütte aus besteigen.

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Bild 25: Links davon die Drei Brüder (1782m, 1825m und 1867m).

Ein markierter Weg führt nur zum Großen Bruder.

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Bild 26: Die 1701 eingeweihte Wallfahrtskirche Maria Kirchental bei St. Martin.

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Bild 27: Blick zum Birnhorn (2634m) der Leoganger Steinberge mit dem Ebersbergkar.

Schon gewaltig, welche Felstrümmer sich aus der Wand abgelöst haben.

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Bild 28: Zoom auf den Hochkranz (1953m), um eine Stufe schärfer als das Hundshorn.

Ganz rechts Schwalbenwand (2011m) und dazwischen links Baukogel (2224m) und rechts Hirschkopf (2252m), die bereits zur Glocknergruppe gezählt werden.

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Bild 29: Hocheisspitze (2521m) und Kammerlinghorn (2484m), mit Kleineis rechts und Hintereis links (Kare).

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Bild 30: Nur für Schwindelfreie und Geübte: Der Hochgscheidsattel (1750m) unterhalb des Stadelhorns.

Links setzt der Steig über einen Klettersteig (A/B) in die Mayrbergscharte fort.

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Bild 31: Drei Jäger (1826m) genannte Einsattelung zwischen Ameisnockkopf (1925m) und Gernhorn (1908m).

Sieht aus, als ob links einer steht und Richtung Hochkalter schaut.

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Bild 32: Blick nach Nordwesten, ganz rechts Sonntagshorn zur Orientierung, mittig Dürrnbachhorn

Am Horizont links Geigelstein (1808m,34km) und rechts Kampenwand (1668m).

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Bild 33: Nochmal Reiteralm.

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Bild 34: Blick von Salzburg nach Tirol über die Römerstraße.

Links die Spielberghörner (2044m), rechts Hochsäul (1757m), über dessen Kamm nach Westen ein unmarkierter Steig verläuft, der noch auf meiner To-Do-Liste steht.

Die veraltschneite Venedigergruppe am Horizont war zumindest durch den Dunst zu erahnen.

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Nach einer guten halben Stunde Pause machte ich mich an den Abstieg. Zunächst am selben Weg retour bis zum Hundsattel, dann links zur Hundalm. Anfangs ein schmales Steiglein, das immer breiter wird und auf einer ziemlich vermatschten Kuhweide endet.

Bild 35: Rückblick zum Großen Hundshorn.

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Von der Hundalm weg gab es zwar einen Wegweiser, aber keinen erkennbaren Weg mehr. Zudem war da eine relativ neue Forststraße oberhalb eines geschlägerten Gebiets. Ich versicherte mich mittels GPS, dass ich die richtige Richtung einschlug und ging weiter.

Bild 36: Immer wieder schön: Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea).

Im Klausbachtal gab es regelrechte Matten davon.

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In einer Kehre, wo laut Kompasskarte der strichlierte Weg geradeaus führen sollte, war hinter der Kehre der Abgrund, aber nach der Kehre sah man wieder Markierungen geradeaus abzweigen. Allerdings ohne Wegweiser auf der Straße. Das machte mich etwas stutzig. Immerhin führte hier der Weitwanderweg 01 entlang, da sollte das schon deutlicher markiert sein. Aber egal. Der Steig war von Beginn an zwar gut erkennbar, aber abschnittsweise recht verwachsen (Zecken!) und schmal.

Bild 37: Beginn der Leimbichlgräben, zunächst bergab durch ein älteres Felssturzgelände, ganz oben das Gernhorn.

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Bild 38: Zwei steinschlaggefährdete Rinnen werden überquert.

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Bild 39: Kurzer Fotostop, dann aber schnell weiter.

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Bild 40: Dann kam eine etwas abenteuerliche Rinnenüberquerung:

Bei dem dunklen Gestein waren Griffbügel angebracht, soweit so gut, aber danach folgte eine ziemlich schmale (ausgesetzte) Querung, zum Schluss über die Holzstege rechts, die unterspült waren. Fehltritt verboten! Umgehung auch nicht möglich. Besser einzeln queren und nicht zu viel Gewicht auf eine Stelle konzentrieren.

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Bild 41: Nach diesem Nervenkitzel erreichte ich den Waldrücken, der zu ausgedehnten Almen mit dem Namen Leimbichl (1113m) fortsetzt.

Hier mündet der offenbar kaum begangene Steig in die besser ausgeschilderte Fortsetzung, zumindest anfangs ein Forstweg, der dann wieder schmaler wurde.

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Bild 42: Zumindest eine der zahlreichen Rinnen hat es aber nochmal in sich:

Auch hier ist einiges an Schutt und Erde abgerutscht, der Weg schmal und der Steg unterspült. Festhalten nicht wirklich möglich. Also trittsicher sollte man da schon sein.

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Nachdem auch diese Passage gemeistert war und die folgenden Rinnen keine Probleme mehr darstellten, konnte ich mich wieder auf die Umgebung konzentrieren...

Bild 43: Ästige bzw. Rispige Graslilie (Anthericum ramosum).

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Bild 44: Am Hufnagel angekommen, ab jetzt nur noch bergab.

Von Hintersee fuhr stündlich jeweils um '44 ein Bus Richtung Berchtesgaden, außerdem gab es noch den grenzüberschreitenden Almenbus zwischen Weißbach und Hintersee, jeweils zur vollen Stunde bis 17.00. Ich fühlte mich aber fit für den langen Hatscher und außerdem wollte ich so die beeindruckende Bergwelt auf mich wirken lassen.
Exilfranke
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Mittwoch 18. Juli 2018, 21:46

Die Einsamkeit war ab Hufnagel zu Ende. Zahlreiche Mountainbiker und Urlauber begleiteten mich den Weg zurück bis Hintersee.

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Bild 45: Leider vergessen, wo ich fotografiert habe, hat jedenfalls ein Gipfelkreuz und eine frische Schramme am Gipfelaufbau.

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Bild 46: Das Große Mühlsturzhorn (2234m).

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Bild 47: Alleine dafür hat sich der lange Hatscher gelohnt:

Großes und Kleines Mühlsturzhorn, Grundübelhörner. Über den Rücken führt der Schaflsteig unterhalb vom Mühlsturzhorn nach links zum Hochgscheidsattel.

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Bild 48: Wollgräser (Eriophorum spec.).

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Bild 49: Ohne Worte.

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Bild 50: Abgestorben.

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Bild 51: Ohne Worte.

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Bild 52: Ohne Worte.

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Bild 53: Eindeutig Schiebung im Spiel!

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Bild 54: Hochkalter gegenüber:

V.l.n.r.: Rotpalfen (2367m), Hochkalter (2607m) in Wolken, Ofentalhörndl (2513m) und Steintalhörndl (2468m).

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Bild 55: Wuchs in der Grundübelau in Massen: Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris).

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Um 17.30 erreichte ich Hintersee, Abzw. Auzinger. Um 17.55 kam mit etwas Verspätung der Bus. Mit kleinem Umweg über den Salzburger Hbf (Einkauf) brauchte ich für die Rückfahrt über 2 Stunden. Aber für diese Bergkulisse hat es sich gelohnt.

Gruß,Felix
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Feli
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Mittwoch 18. Juli 2018, 21:56

wieder eine traumhafte wanderung mit so vielen schönen eindrücken und noch viel schöneren gebirgslandschaften.
aaaaaaaaaaaaaaaaaber gar keine katze!? *nein*
liebe grüsse
(die) Feli
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Aschach/Steyr/OÖ 435m, Wetterstation: Davis Vant-Vue
I took a heavenly ride through our silence, I knew the waiting had begun. And headed straight into the shining sun -D. Gilmore
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Bachfan
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Mittwoch 18. Juli 2018, 23:46

Schöne Bilder :)
Da hattest du einmal auch Glück mit dem Wetter *sonne*
Liebe Grüße :)

1130-Wien auf 210 m Seehöhe
https://www.gabrielstrommer.com/
WiWo

Samstag 28. Juli 2018, 20:59

Schön, schön und noch einmal schön. Deine Kenntnise über die Berge und Örtlichkeiten sind wirklich bemerkenswert und das macht echt Lust mal selber dorthin zu fahren. Bitt mach so weiter!
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